Bundesinnungsmeister Norbert Stenglein im Interview über Rekorde, Wohlfühlfaktoren und das Erfolgsgeheimnis der Branche.

Herr Stenglein, was für ein Ergebnis: 10.113 Auszubildende im Jahr 2024!

Ich muss sagen, auch ich war zunächst sprachlos, als ich von diesen tollen Zahlen gehört habe. Es freut mich als Bundesinnungsmeister besonders, dass wir mit unserem Beruf junge Leute begeistern. Das ist ein großartiges Signal und im Vergleich zu vielen anderen Handwerksberufen, die teilweise mit rückläufigen Zahlen kämpfen, ist das eine echte Erfolgsgeschichte – und, ein klarer Beleg dafür, wie attraktiv unser Beruf inzwischen geworden ist.

Wahrscheinlich möchten andere Branchen gerne wissen, worin das Geheimnis ihres Erfolges liegt.

Hier spielen mehrere Faktoren zusammen. Zum einen bieten wir in der Tat einen wahnsinnig spannenden Beruf. Das werden natürlich auch andere Gewerke von sich sagen (lacht), aber was die LandBauTechnik auszeichnet, ist einfach die Vielfalt. Neben handwerklichem Geschick ist auch technisches Verständnis, aber auch Freude an neuen, zukunftsweisenden Technologien eine Grundvoraussetzung. Unser Beruf zählt im Handwerk zu den am meisten digitalisierten Gewerken. Und wir bieten zudem eine klar definierte Karriereleiter an.

Wir nehmen das Thema Ausbildung sehr ernst – und das auf allen Ebenen: Betriebe, Berufsschulen, Innungen, Verbände. Es reicht heute nicht mehr, nur auszubilden – man muss auch zeigen, was der Beruf kann, wie er sich weiterentwickelt und welche Chancen er bietet. Und auch Rahmlehrpläne und Prüfungen stetig anpassen, aktuell halten. Genau das tun wir.

Und, wir sind mit unserer Nachwuchs- und Karrierekampagne „Starke Typen“ sprichwörtlich auf der Erfolgsspur. Hier sind wir mit über 30 Partnern aus den Reihen der Hersteller und der Industrie gemeinsam aktiv. Und das ist das entscheidende, wir setzen uns Schulter an Schulter, über Fabrikate hinweg, für unseren Beruf ein. Das ist tatsächlich ein Erfolgsgeheimnis.

Auch bei den weiblichen Auszubildenden gibt es Bewegung. Wie bewerten Sie das?

Das freut mich ganz besonders. Mit einem Anteil von 3,43 Prozent klingen wir vielleicht noch zurückhaltend – aber die Zahl wächst stetig, und wir haben gerade die 300er-Marke geknackt. Frauen sind in unserem Beruf längst keine Ausnahme mehr. Sie bringen Kompetenz, Engagement und oft ganz neue Sichtweisen in die Betriebe – das tut uns gut.

Und wie sieht es mit der Zufriedenheit in der Ausbildung aus?

Auch da stehen wir sehr gut da. Der Anteil vorzeitiger Vertragslösungen liegt bei uns konstant niedrig, aktuell bei 5,3 Prozent – das sind 469 Fälle im gesamten Gewerk. Zum Vergleich: Im gesamten Handwerk lag dieser Wert 2022 bei 17,8 Prozent. Das ist ein riesiger Unterschied. Für mich ein klarer Hinweis auf gute Ausbildungsqualität und ein gesundes Betriebsklima. Wenn Auszubildende bleiben, dann fühlen sie sich offenbar ernst genommen – und das ist mindestens genauso wichtig wie Technik und Theorie.

Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Unser Beruf ist fachlich extrem breit angelegt: Wir arbeiten an moderner Landtechnik, an riesigen Baumaschinen, an Maschinen für die Kommunal- und Gartentechnik, an Flurförderzeugen, die in vielen Branchen genutzt wird, wir kümmern uns durch die Arbeiten in der Melktechnik um das Tierwohl – und das teilweise 24/7. Die Technik ist hochkomplex, die Aufgaben vielfältig, die Perspektiven großartig. Und nicht zuletzt: Unsere Arbeit ist systemrelevant – ohne uns würde draußen vieles stillstehen.

Was wünschen Sie sich für die kommenden Jahre?

Dass wir diesen Trend weiter fortsetzen können. Wir brauchen junge Menschen, die Technik begeistert, die anpacken wollen und etwas bewegen möchten – im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere Branche hat Zukunft – und wir geben jungen Menschen die Werkzeuge, um diese Zukunft mitzugestalten.

Vielen Dank für das Interview. (GSK)