Der LandBauTechnik Bundesverband e. V. (LBT) und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) führten am 9. und 10. November 2021 die hybride Fachtagung „Next Level: Die Berufsbildung der LandBauTechnik-Branche auf dem Weg in die Zukunft“ in Lüneburg am Technologiezentrum der Handwerkskammer Lüneburg-Braunschweig-Stade durch. Dabei nahmen rund sechzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Präsenz teil. Hinzu kamen am ersten Tag 115 sowie am zweiten 95 Personen, die online der Fachtagung folgten.
Hintergrund und Ziel:
Der Beruf Land- und Baumaschinenmechatroniker/in steht in einem enormen Spannungsfeld in Hinblick auf die technogische Breite und die Arbeitsaufgaben in den Betrieben. Diese reichen von der Reparatur von konventionellen Motorgeräten sowie Forst-, Land- und Baumaschinen über die Instandsetzung von elektrifizierten, hybriden, vernetzten Geräten bis hin zu intelligenten und autonomen Maschinen. Insbesondere durch die fortschreitende Digitalisierung verändern sich Arbeitsaufgaben und Prozessabläufe in den Betrieben zum Teil erheblich – und damit die Anforderungen an die Kompetenzen der Fachkräfte. Die berufliche Aus- und Weiterbildung muss darauf Antworten finden. Mit der Fachtagung sollte dazu beigetragen werden.
Die Fachtagung war in drei Blöcken strukturiert.
Die Präsentationen zu diesen Themenbereichen stehen auf der Webseite des BiBB zum download zur Verfügung.
Block 1: Herausforderungen aus der Berufspraxis
Der erste Block befasste sich am Dienstagnachmittag mit den Herausforderungen an den Beruf und legte dabei einen besonderen Schwerpunkt auf die Elektrifizierung als eine wesentliche technologische Entwicklung für die Werkstätten in den nächsten Jahren. Gegenstand war auch das „5. Gesetz zur Änderung der Handwerksordnung und anderer handwerksrechtlicher Vorschriften“ vom 9. Juni 2021 durch das sich u. a. die Gewerkebezeichnung ändert und zukünftig „Land- & Baumaschinenmechatronikerhandwerk heißt.
Der Präsident des LBT, Ulf Kopplin, der Präsident der HWK Braunschweig-Lüneburg-Stade, Detlef Bade, sowie der Bundesinnungsmeister Leo Thiesgen führten in die Fachtagung ein. Ein Höhepunkt war die Rede des Präsidenten des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH), Hans Peter Wollseifer, verbunden mit der Ehrung von Leo Thiesgen mit der Goldenen Ehrennadel des Deutschen Handwerks.
Dr. Michael Oelck, Hauptgeschäftsführer des LandBauTechnik-Bundesverbandes e. V., sowie Dr. Anett Brauner (ZDH) informierten über die Novellierung der Handwerksordnung.
Im weiteren Verlauf standen in mehreren Beiträgen die Themen Elektrifizierung und Hochvolttechnik in der Land- und Baumaschinenbranche als eine bedeutende Herausforderung für die berufliche Bildung im Vordergrund; sowohl die arbeitsschutzrechtliche Seite als auch die praktische Umsetzung betreffend.
Block 2: Herausforderung Digitalisierung und die Ausbildung von LBT
Zu Beginn des zweiten Tages begrüßte der stellv. Hauptgeschäftsführer der HWK Braunschweig-Lüneburg-Stade, Matthias Steffen, die Teilnehmenden. Der Präsident des BIBB, Prof. Dr. Friedrich Hubert Esser, stellte seine Positionen dazu vor, wie die handwerkliche Berufsbildung den Herausforderungen der Digitalisierung und des Fachkräftemangels begegnen sollte und wie die Gleichwertigkeit beruflicher und akademischer Bildung weiter gestärkt werden kann.
Ausgehend von den aktuellen Ausbildungszahlen im Beruf Land- und Baumaschinenmechatroniker/in stellte Dr. Gert Zinke (BIBB) Perspektiven zu dessen Weiterentwicklung vor. Die Ergebnisse einer vorgeschalteten Kurzbefragung der Teilnehmer/innen wurden kurz präsentiert. Es folgten drei Beiträge, die aus der Praxis der Ausbildungsgestaltung berichteten. Hintergrund war die Modernisierung der ÜBA-Kurse. Moderiert von Gert Zinke schloss sich mit den Referenten und dem Teilnehmerkreis eine lebhafte Diskussionsrunde an, die sich auf die Beiträge und die Befragungsergebnisse bezog. Erfolgsfaktoren der Ausbildung, Lernortkooperation und die Beschulungssituation, abhängig von Regionen und Bundesländern, waren die Kernthemen.
Block 3 Herausforderung Berufslaufbahnkonzept
Im Rahmen der Fachtagung realisierte das InnoVET-Projektteam LBT Forward unter dem Motto „Herausforderung Berufslaufbahnkonzept“ die erste Zwischenkonferenz. Vorgestellt wurden Ergebnisse aus einer umfassenden Analyse der Situation der Branche. Im Zuge der Untersuchungen konnten viele Landesverbände, Marktteilnehmer, Fahrzeug- und Maschinenhersteller sowie die Sozialpartner in den Erarbeitungsprozess einbezogen werden. Eine besondere Herausforderung stellt demnach die Fehlerdiagnose gerade angesichts der Zunahme der Digitalisierung dar. Erste Ansätze, wie dies in das zu überarbeitende Berufslaufbahnkonzept der Branche aufgenommen werden kann, wurden vorgestellt.
LBT Forward ist ein Förderprojekt des Innovationswettbewerbs „InnoVET“, den das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen der nationalen Weiterbildungsstrategie der Bundesregierung finanziert und umsetzt. Ziele des Programms sind die Steigerung der Attraktivität, Qualität und Gleichwertigkeit der beruflichen Bildung sowie die Initiierung neuer Lernortkooperationen. Der LandBauTechnik-Bundesverband e. V. arbeitet im InnoVET-Projekt LBT Forward gemeinsam mit fünf Verbundpartnern (berufsbildungspraktische Partner und wissenschaftliche Institute) sowie mit verschiedenen Kooperationspartnern aus Handel und Service, der Industrie, Sozialpartnern und Verbänden daran, die berufliche Qualifizierung und das Berufslaufbahnkonzept des Land- und Baumaschinenmechatronikerhandwerks zu modernisieren und weiterzuentwickeln. Die Berufsbildung soll agil, durchlässig und flexibel anpassbar sein sowie Fach- und Führungskarrieren von DQR-Stufen vier bis sieben ermöglichen. Dadurch wird der Qualifizierungsbedarf der Beschäftigten und Betriebe langfristig gedeckt, die Attraktivität und Gleichwertigkeit der Berufsbildung gesteigert und der Zugang für Quereinsteiger geregelt. Ziel ist die Erarbeitung von Strukturen, um innerhalb des Berufsbildungssystems auf Basis eines überarbeiteten Berufslaufbahnkonzepts und eines transferfähigen Berufsmonitorings die Berufsbildung der Branche weiterzuentwickeln.